Vom Garten direkt auf den Teller
In der Suarez-Schule lernen die Kinder nicht nur theoretisch über gesunde Ernährung, im Schulgarten bauen sie selbst Obst und Gemüse an. Eltern bereiten aus der Ernte eine ausgewogene und gesunde Mahlzeit für die Kinder zu.
Morgengebet, Nationalhymne, Frühsport, Schulgelände aufräumen – so beginnt morgens der Schultag für die 327 Schüler der Suarez-Schule im Norden der Insel Negros. Während die Kinder ordentlich ihre Flip-Flops vor dem Klassenzimmer aufreihen und barfuss in den Unterricht gehen, bleibt Schulziege Mimi allein auf dem Schulhof zurück. In der sechsten Klasse steht in der ersten Stunde das Fach „Ernährung“ auf dem Stundenplan. Heute geht es um Papayas. Lehrerin Gia Condes erklärt den Schülern, wie man die Frucht schält und aus ihr gesunde Burger zubereiten kann.
Im schuleigenen Garten lernen die Sechstklässler später, wie man die Papayabäume pflegt und die reifen Früchte erntet. Auch Mango- und Jackfruchtbäume sowie zahlreiche Gemüsesorten wachsen im Schulgarten, für den die Kinder selbst verantwortlich sind. Unter Anleitung der Lehrer säen, gießen und kompostieren die älteren Jungen und Mädchen – alles Arbeiten, die sie inzwischen auch zuhause im eigenen Garten erledigen. Außerdem haben sie eine eigene Regenwurmzucht, die für einen lockeren Boden sorgt und einen medizinischen Garten, in dem zahlreiche Heilkräuter wachsen. Ihr Wissen bringen die Kinder auch mit nach Hause, so dass auch die Familien davon profitieren.
Viele Kinder kommen hungrig zur Schule
Die Ernte aus dem Garten landet direkt in der Schulküche. Jeden Tag bereiten Mütter daraus eine ausgewogene Schulmahlzeit zu. Reis, Gewürze und weitere Zutaten kaufen sie auf dem Markt. Gekocht wird auf einer offenen Feuerstelle im Freien. Die Kinder bringen dafür jeden morgen ein paar Stöcke Feuerholz mit. „Viele Kinder kommen morgens hungrig in den Unterricht“, sagt Gia Condez. „Mit einem leeren Magen kann man sich nicht konzentrieren. Außerdem ist es wichtig, dass die Kinder sich gesund ernähren.“ Dabei soll auch das Schulessen helfen.
Zu Beginn jedes Schuljahres werden alle Kinder gewogen und gemessen. Während im vergangenen Jahr noch 25 Schüler unterernährt waren, seien es diesmal nur noch 17, erzählt Lehrerin Condez stolz. „Mein Traum ist es, dass es bald keine mangel- und unterernährten Kinder mehr gibt und alle Kinder zuhause einen eigenen Gemüsegarten haben.“ Als Kind war sie selbst Schülerin der Suarez-Schule und hat im Schulgarten Süßkartoffeln, Ananas und Erdnüsse angebaut.
Ausgewogene Schulmahlzeiten für 2.000 Kinder
Rund 2.000 Kinder an zehn Grundschulen im Norden der Insel Negros erhalten dank der Sternsinger regelmäßig eine ausgewogene Schulmahlzeit. Die Zahl der unter- und mangelernährten ist seit Beginn des Programms im Juni 2011 zurückgegangen.
„Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist mir sehr wichtig. Wir laden die Mütter und Väter der Kinder regelmäßig ein und ermutigen sie, selbst Gemüse anzubauen, auch wenn sie nur wenig Platz haben. Oft reicht schon ein alter Plastikbecher oder ein Autoreifen, um Tomaten zu züchten. Wir geben den Familien die nötigen Pflanzensamen und Setzlinge. Außerdem bringen die Kinder ihr Wissen mit nach Hause.“ (Gia Condes, stellvertretende Schulleiterin der Suarez-Schule)
„Im Unterricht haben wir gelernt, dass wir Früchte, Gemüse und Fisch essen sollen – das ist gesund. In unserem Schulgarten wachsen ganz viele verschiedene Obst- und Gemüsesorten: Auberginen, Kürbisse, Chilis, Papayas... Zuhause haben wir auch einen Garten, da wachsen Bohnen und Papayas. Ich helfe meiner Mama oft im Garten und beim Kochen. Das macht Spaß!“ (Jerec B. Pones (11), Schüler der 6. Klasse der Suarez-Schule)
„Neulich hatten wir einen Kochwettbewerb in der Schule. Jede Gruppe musste sich ein Rezept überlegen und vor der Lehrer-Jury kochen. Mit meinen Freundinnen Jamie Ann und Nasa habe ich Papayaburger zubereitet, das war meine Idee. Die Lehrer haben jedes Gericht probiert und benotet. Wir haben die beste Punktzahl bekommen.“ (Angel Mendoza Lumawag (11), Schülerin der 6. Klasse der Suarez-Schule)
„Im Jahr 2009 hat unsere Pfarrei das Programm für mangelernährte Kinder begonnen. Inzwischen bekommen die Kinder an zehn Schulen in der Region eine Schulmahlzeit. Je nach Größe bekommt eine Schule 1.500-2.000 Pesos (rund 24-33 Euro), um auf dem örtlichen Markt Nahrungsmittel zu kaufen. Außerdem erhält jede Schule einen Sack Reis im Monat.“ (Jose Marie Bacucang, Pfarrer der Gemeinde „Heiliger Josef der Arbeiter“ in Victorias City)
Negros – die Zuckerrohrinsel
Die Insel Negros wird auch „Zuckerrohrinsel“ genannt, denn hier liegen die größten Zuckerrohr-Anbaugebiete der Philippinen. Die meisten Familien arbeiten als Saisonarbeiter auf den 7.000 Hektar großen Plantagen oder in der Zuckerindustrie. Als Tagelöhner verdienen sie umgerechnet rund 1,30 Euro am Tag. In der Nebensaison haben die Arbeiter oft kein Einkommen und müssen sich Geld von den Großgrundbesitzern leihen, um ihre Familien wenigstens mit dem Nötigsten zu ernähren. Die Schulden werden in der Hochsaison vom Lohn abgezogen, so dass die Menschen keine Möglichkeit haben, finanzielle Rücklagen zu machen. Meistens gehören selbst die Häuser der Familien den Großgrundbesitzern.
(Projektbeschreibung des Kindermissionswerkes "Die Sternsinger")